Um zu einem Reiseziel zu gelangen, sind viele Wege möglich und unterschiedliche Startpunkte denkbar. Ausgehend von Ihrer gemeinsam entworfenen Vision gilt es nun, einen individuellen Fahrplan festzulegen und konkrete Maßnahmen abzuleiten, wie Ihr Leitbild erreicht werden kann – die Strategie.
Auf einer großen Reise sammeln Sie wie im Projektmanagement zunächst alle für die Durchführung erforderlichen Aktivitäten und stecken ab, wie diese mit welchen Prioritäten miteinander in Verbindung stehen. Genaue Verantwortungsbereiche und Kommunikationswege innerhalb des Kollegiums und Zeitpläne, wer welche Aufgaben wann übernimmt, machen die Reise angenehm.
Kurskorrekturen einplanen
Auf jeder Reise ergeben sich neue Informationen (neue Fördermittel, geänderte Datenschutzregeln usw.), andere Aussichten (bspw. Einblicke in Prozesse beim Schulträger) oder unerwartete Hindernisse (z. B. Lieferengpässe und bauliche Maßnahmen). Das macht bereits in der Strategiearbeit eine regelmäßige Kursaktualisierung und den kontinuierlichen Austausch notwendig, um die grundlegenden Erwartungen überprüfen und neue Gefahren und Chancen stets im Blick haber zu können.
Die Strategiearbeit zur Digitalisierung der Schule ist unmöglich allein zu bewältigen. Deswegen ist es sinnvoll, möglichst alle an der Schulgemeinschaft beteiligten Akteursgruppen (wie Eltern- und Schüler:innen-Vertretungen, den Schulträger undMedienberater:innen) einzubeziehen. Auf diese Weise können Sie nicht nur bereits vorhandene Kenntnisstände, Netzwerke oder Ideen abfragen, nutzen und ausbauen, sondern auch mögliche blinde Flecken aufdecken oder zusätzliche Ressourcen erschließen.
Eine partizipative und transparente Strategieplanung erhöht darüber hinaus die Akzeptanz der entwickelten Ziele und Maßnahmen im Kollegium und der gesamten Schulgemeinschaft und stellt ihren Wert für alle sicher. Um Beteiligung zu gewährleisten, können regelmäßige Austauschformate innerhalb der Schule wie Runde Tische oder Rote Salons organisiert werden, bei denen Kartensets wie der „Kompass für den digitalen Wandel“ als Diskussionsgrundlage dienen können. Für die Kommunikation mit Eltern bietet sich das Material „Fit für Elternfragen“ an, das zentrale Fragen in Bezug auf die digitale Schulentwicklung aufgreift und beantwortet.
Das Medienkonzept als Arbeitsgrundlage für die Strategiearbeit
Im Medienkonzept legen Sie die wichtigsten strategischen Grundlagen zum pädagogisch-didaktischen Einsatz digitaler Medien sowie der dafür benötigten technischen Ausstattung und geplanten Fortbildungsmaßnahmen des Kollegiums fest. Auch der Einsatz Ihres pädagogischen und nicht-pädagogischen Personals, Ihre fächerspezifische Umsetzungsstrategie sowie ein Evaluationskonzept werden im Medienkonzept beschrieben. Der Kontakt zum Schulträger und zu anderen Schulleitungen im Umfeld der eigenen Schule (z. B. zur Klärung von grundsätzlichen Fragen des Übergangs) sowie die Festlegung von Verantwortungsbereichen und Kommunikationswegen auf kommunaler Ebene sind außerdem wichtige Schritte innerhalb der Strategieplanung, die im Medienkonzept strategisch geplant werden. Bildungsbüros oder andere koordinierenden Stellen können hier mittelnde Austausch- und Kommunikationsprozesse übernehmen.
Eine vollumfängliche Bestandsaufnahme ist nicht an jeder Stelle Ihres Schulentwicklungsprozesses sinnvoll. Oft lohnt es sich, einen bestimmten Aspekt zu fokussieren. Sie sind bereits technisch gut ausgestattet? Dann konzentrieren Sie sich, bspw. mit der Matrix für Schulen, auf einen ausgewählten Schwerpunkt, etwa den Personaleinsatz für den First-Level-Support. Oder Sie untersuchen, welche Voraussetzung für die kollaborative Nutzung digitaler Medien in einem Unterrichtsfach bereits erfüllt werden oder welche Tools und Kommunikationsformate sich innerhalb des Kollegiums zur Zusammenarbeit bewährt haben.
EIN GUTER PLAN: GROSSE ZIELE IN TEILZIELE UNTERTEILEN
Kurz-, mittel- und langfristige Teilziele sowie eine konkrete Maßnahmenplanung sind die Essenz der Strategiearbeit. Dabei ist es wichtig, im Blick zu behalten, wie sich Teilziele in einem Themenbereich auf andere Teilziele der eigenen Schule, aber auch auf die des Schulträgers auswirken. Wie kann bspw. ein guter First-Level-Support gewährleistet werden, wenn Sie eine Ein-zu-eins-Ausstattung anstreben? Oder welche Fortbildungen können intern, welche extern durchgeführt werden, wenn Sie eine datenschutzkonforme Cloud-Plattform nutzen wollen?
Die Umsetzungsphase baut im Idealfall auf einem abgestimmten Zeit- und Meilensteinplan auf, wann welche Arbeitspakete anstehen, wer für die Durchführung verantwortlich ist (Verantwortlichkeitsmatrix), wer beteiligt wird und wie die einzelnen Schritte aufeinander aufbauen. Dafür ist es sinnvoll, sich über eine Arbeitsweise zu verständigen, die für alle direkt Beteiligten angemessen ist. Regelmäßige Steuergruppentreffen zum Entwicklungsfortschritt können durch Runde Tische oder Rote Salons ergänzt werden.
Wurden mit den durchgeführten Maßnahmen die Teilziele erreicht? Wenn nicht, was muss angepasst werden? Hatten Veränderungen im Prozess (z. B. bei baulichen Maßnahmen) Auswirkungen auf andere Teilziele? Idealerweise wird auch das Prüfen von Kommunikationswegen und Zuständigkeiten in der Evaluation mitgedacht. Eine kontinuierliche Evaluation nimmt somit eine große Rolle in der Strategiearbeit ein: nicht nur um das Gesamtbild aller Ziele im Blick zu behalten, sondern auch, um die Motivation zu fördern.
Schulträger und Schulleitung dürfen nicht auf zwei Stühlen sitzen, sondern im besten Fall auf einer Bank – nicht auf einer langen Bank. Um eine gemeinsame Basis zu schaffen, muss man miteinander reden. Auch der Austausch mit Eltern, Schüler:innen, Kolleg:innen und über die Schule hinaus ist wichtig. Das ist viel Arbeit, aber wenn es erstmal rollt, dann rollt’s.
Sabrina Bippus, Schulleiterin der Schule am Schloss Potsdam
Praxistipp
Außerschulische Akteure bringen neue Perspektiven und Expertise ein
Nicht alle Kompetenzen für den digitalen Schulentwicklungsprozess sind bereits in der Schule vorhanden – das müssen sie auch nicht. Benötigen Sie an bestimmten Stellen Expertise zu spezifischen Themen wie Datenschutzkonformität, kann es sehr wertvoll sein, sich Unterstützung von Akteuren zu suchen, die viel Wissen und langjährige Erfahrung bei der Begleitung von digitalen Schulentwicklungsprozessen haben. Dabei kann es sich entweder um Personen im staatlichen Unterstützungssystem (wie Schulentwicklungsbegleiter:innen oder Prozessbegleiter:innen) handeln oder um außerschulische Expert:innen. Der Praxisleitfaden „Zusammenarbeit von Schule und Zivilgesellschaft in einer digital geprägten Welt“ kann an dieser Stelle darin bestärken, neue Türen zu öffnen und das eigene Netzwerk zu erweitern, um den individuell richtigen Weg für die Entwicklung der eigenen Schule in der digitalen Welt zu finden.