Vor Antritt einer Reise ist es gut zu wissen, welche Kleidung und Ausrüstung man einpacken sollte oder ob ein Guide vor Ort eine gute Hilfestellung bieten kann. Die Ausstattung mit digitalen Medien und die Organisation von IT-Support sind deshalb Kernaufgaben bei der Gestaltung des digitalen Wandels an Schulen.
Die Planung, Beschaffung und Wartung von IT-Ausstattung für Schulen erfordert nicht unerhebliche finanzielle und personelle Mittel. Hier geht es nicht nur um die eigentlichen Endgeräte, sondern auch um das Drumherum, bspw. um Router, Sicherungskästen, Leitungen, Netzabdeckung oder den First- und Second-Level-Support. Schulen müssen ihre Bedarfe deshalb genau kennen und mit dem Schulträger abstimmen.
… und planen ganzheitlich
Auf die Auswahl der Endgeräte haben viele Dinge Einfluss: das pädagogisch-didaktische Konzept für die Unterrichtsgestaltung Ihrer Schule, die Möglichkeiten des Schulträgers und das zur Verfügung stehende Budget, bauliche Voraussetzungen der Schule oder Beschlüsse von Schulgremien. Auch angesichts der sich schnell entwickelnden Medientechnik ist es sinnvoll, die Beschaffungsplanung möglichst ganzheitlich und zukunftsgewandt zu gestalten sowie mögliche Veränderungen wie neue Fördermittel oder datenschutzrechtliche Vorgaben mitzudenken und die Ausstattungsplanung entsprechend im Sinne der agilen Schulentwicklung anzupassen.
Was die Finanzierung von Ausstattungsfragen anbelangt, ist eine gute und vertrauensvolle Kommunikation mit dem Schulträger unabdinglich. Kommunale Runde Tische können hier einen dauerhaften Interessenabgleich zwischen Schulträger und Schulen fördern und so die gemeinsame Verbindlichkeit deutlich erhöhen. Ähnliche Formate können schulintern mit dem Kollegium oder Fachkonferenzen durchgeführt werden, um abzustecken, wie pädagogische Ziele mit der Ausstattung erreicht werden und welche Kenntnisstände zur Nutzung der Geräte noch benötigt werden.
Für einen ganzheitlichen Blick lohnt sich ebenso das Involvieren von IT- bzw. Digitalisierungsbeauftragten oder Medienpädagog:innen. Nicht zuletzt sollten so früh wie möglich Ihr schulinterner First-Level-Support feststehen sowie Ansprechpartner:innen für Support- und Wartungsfragen mit dem Schulträger abgestimmt werden, um reibungslose Abläufe gewährleisten zu können.
Den Entwicklungsstand der Schule verbildlichen und voranbringen
Die Medienhausanalyse ist ein praktisches Instrument zur Beschreibung der aktuellen technischen Ausstattung Ihrer Schule. Im digitalen Schulentwicklungsprozess spielt das Wissen um die vorhandene und die fehlende Ausstattung, den Support und die Qualifizierung der beteiligten Akteur:innen eine entscheidende Rolle und ist eng mit der Entwicklung eines schulseitigen Medienkonzepts und eines schulträgerseitigen Medienentwicklungsplans verknüpft. Zusammen mit den Checklisten und Leitfäden zur digitalen Infrastruktur aus dem Projekt schultransform.org kann die Medienhausanalyse ebenso zur Planung weiterer Unterstützungsangebote genutzt werden und bietet somit einen ersten Schritt im Prozess zu Ausstattung & Support.
Sicher existieren in Ihrer Schule bereits technische Grundlagen oder Sie haben bereits Fördermittel des Bundes über Ihren Schulträger in IT-Administrationsaufgaben umgesetzt. Eine Medienhausanalyse verschafft Ihnen einen Überblick über die Situation an Ihrer Schule und deckt eventuelle Potenziale auf. So kann beispielhaft deutlich werden, dass womöglich schon Glasfaseranschluss besteht und Sie einige patente Kolleg:innen in Bezug auf Medientechnologie haben, jedoch aber die WLAN-Abdeckung nicht bis zu den Ganztagsräumen reicht und Sie zusätzlichen Support für datenschutzkonforme Software benötigen.
Welche Geräte brauchen Sie an Ihrer Schule? Welche Unterstützung, welcher Support wird benötigt? Muss jede:r Schüler:in mit einem Tablet ausgestattet sein, um das vereinbarte Ziel, dass alle Schüler:innen im Unterricht selbst Medienprodukte erstellen können, zu erreichen? Zielsetzungen sollten in enger Abstimmung mit allen Beteiligten erfolgen, insbesondere dem Schulträger, und sich aus der Vision und den formulierten Teilzielen entwickeln. Bei der Ausstattung des Kollegiums mit Dienstgeräten, etwa bei der Erstellung von Nutzungsverträgen, kann auch die Abstimmung mit der Schulaufsicht erforderlich sein.
HIER GEHT ES LANG
Ist die geplante Infrastruktur vorhanden und die technische Ausstattung angeschafft, kann damit begonnen werden, sie in den Schulalltag und die Unterrichtspraxis zu integrieren. An dieser Stelle besteht eine enge Verbindung zum Handlungsfeld Qualifizierung, denn um Geräte erfolgreich und zielführend im Unterricht einsetzen zu können, muss das Kollegium entsprechend vorbereitet und qualifiziert sein.
HAT SICH DER WEG GELOHNT?
Um den Schulentwicklungsprozess voranzubringen, ist die Evaluation ausschlaggebend: Hat die Ausstattung die erwarteten Effekte im Schulbetrieb und im Unterricht erzielt? An welchen Schnittstellen wird besonders viel Support benötigt? Welche Ursachen könnte es dafür geben? Lassen sich in Absprache mit anderen Schulen womöglich sogar Ausstattungsstandards etablieren, die an den Schulträger kommuniziert werden können? Ihre Erkenntnisse in der Evaluation können Sie gut in der Medienhausanalyse ergänzen und aktualisieren.
Da müssen wir einen guten Mittelweg zwischen Basisausstattung und Individualisierung finden: Wo steht man, was hat man als Schule, wo soll’s denn hingehen. Und dann muss man agil bleiben. Brauchen wir das die nächsten 20 Jahre genau so wieder?
Sabrina Bippus, Schulleiterin der Schule am Schloss Potsdam
Praxistipp
Veränderung agil gestalten
Schulen bzw. Schulleitungen stehen vor der Aufgabe, ihre Ausstattung in Absprache mit dem Schulträger so zu planen, dass wechselnde äußere Einflüsse möglichst unmittelbar in den Schulentwicklungsprozessen bedacht werden. Gerade die Ausstattungsplanung, im Zusammenhang mit den sich schnell ändernden Anforderung und Möglichkeiten der Technik, ist deshalb sinnvoll möglichst „agil“ vorzunehmen – das heißt unter regelmäßiger und flexibler Adaption statt statisch und linear für mehrere Jahre. Statt einer zeitlich strengen Wenn-Dann-Vorgabe können mit agilen Methoden wie etwa Design Thinking oder Scrum Ausstattungsvorhaben individuell und partizipativ im Hinblick auf die Unterrichtsentwicklung geplant und gemeinsam mit dem Schulträger erprobt, reflektiert und etabliert werden.